
Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie (VT) ist eine wissenschaftlich fundierte Form der Psychotherapie, mit der verschiedenste Probleme wie Ängste, Depressionen, Süchte o.ä. behandelt werden. Im Gegensatz zu anderen Psychotherapie-Richtungen legt die Verhaltenstherapie den Fokus nicht primär auf die Vergangenheit der Klient:innen, sondern strebt vorrangig danach, ihr aktuelles Verhalten und ihre Einstellungen zu beleuchten, und Sie bei einer positiven Veränderung zu unterstützen.
Die Therapie wird jeweils individuell angepasst, die Klient:innen bei jedem Schritt aktiv und transparent eingebunden. Durch das Einbeziehen von neuen Erkenntnissen aus Psychologie, Medizin, Soziologie und anderen Wissenschaftsrichtungen entwickelt sich die VT stetig weiter.

Seinen Ursprung hat die Verhaltenstherapie in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Die Entwicklung kann in drei sogenannte „Wellen“ unterteilt werden, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
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Erste Welle
Anfangs wurde das rein äußerlich sichtbare Tun beforscht. Man beobachtete die vorausgehenden Bedingungen und nachfolgenden Konsequenzen und aus diesem Ergebnis leitete man Prinzipien ab, die beim Lernen und Verändern des menschlichen Verhaltens wirken. Das führte zu neuen Behandlungskonzepten und überraschenden therapeutischen Erfolgen.
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Zweite Welle
Diese bezog zusätzlich kognitive Prozesse wie Gedanken und Bewertungen mit ein. So wurde die Behandlung von Depressionen erfolgreicher, als charakteristische Denkgewohnheiten mit beachtet wurden. Später wurden auch die Emotionen weiter beforscht und sprachen den Gefühlen eine eigenständige Funktion zu. Außerdem können Gefühle auch durch situative Reize aktiviert werden (z. B. Gerüche, Geräusche)
Dritte Welle
In der Folge wurde der Verhaltensbegriff um den emotionalen Aspekt erweitert. Der Bezug des Menschen zu seiner Umwelt verdeutlicht den sozialen Charakter. Das Einbeziehen des Denkens und Fühlens, bezeichnet man als die zweite Welle.
Es wurde erkannt, dass Verhalten gleichzeitig auf vier Ebenen stattfindet. Emotional, kognitiv (Gedanken), körperlich (Reaktionen im Körper) und motorisch (Handlungsimpuls).
Die dritte Welle entwickelte sich in den 80iger und 90iger Jahren. Sie bezog die Achtsamkeit (Aufmerksamkeitslenkung) und Akzeptanz mit ein, sowie die Schematherapie nach Young und Dialektisch Behaviorale Therapie nach Linehan – hauptsächlich zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung.
Beispielsweise galt bei Angststörungen die Konfrontationstherapie als wirksamstes Mittel. Später, und bei komplexeren Störungsbildern, rückten gedankliche Prozesse und erkennbare Muster mit ins Blickfeld. Inzwischen ist das Widerlegen der schlimmsten Befürchtung zentraler Punkt der Behandlung.
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Die Verhaltenstherapie wird kontinuierlich in ihrer Wirksamkeit beforscht und weiterentwickelt. Es finden auch, in modifizierter Form, Prinzipien anderer Therapieschulen Verwendung in der Verhaltenstherapie.
Die Grundlage der Verfahren in der VT bildet die Lerntheorie (Konditionierungen, Lernen am Modell oder Lernen durch Einsicht).
​Das Wichtigste ist eine vertrauensvolle, tragfähige Beziehung auf Augenhöhe, die es ermöglicht neue, positive und korrigierende Erfahrungen zu machen.